Hinz&Kunzt // Die Stadt als Hotel

Sonntag, 1. Juni 2014

Jetzt ist schon Juni und längst gibt es die neue Ausgabe der Hamburger Straßenzeitung Hinz&Kunzt. Ich mag diese Zeitung, sie ist wirklich gut gemacht und es finden sich immer wieder interessante Artikel darin. Witzigerweise habe ich sie mir, als ich noch nicht in Hamburg gewohnt habe, viel öfter gekauft als jetzt. Nach meinem Umzug war die Mai-Ausgabe die erste, die ich wieder mal gelesen habe. Dabei laufe ich fast jeden Tag an einem Verkäufer vorbei und hab' mittlerweile sogar schon das Gefühl, dass ich ihn kenne, obwohl wir bisher kaum drei Worte miteinander gewechselt haben.

Es ist aber auch nicht ganz einfach. Wenn ich eine "Hinz&Kunzt" gekauft habe, reicht mir das ja für den Monat. Allerdings fühle ich mich dann irgendwie immer schlecht, wenn ich an anderen Verkäufern vorbei laufe, weil ich denen dann ja keine mehr abkaufe. Aber naja, so ist das nun mal. Einem ähnlich schlechten Gefühl ist es übrigens zu verdanken, dass es die "Hinz&Kunzt" heute überhaupt gibt - nachzulesen im H&K-Artikel Wie alles begann!



Ich kenne zwar nur noch die Stuttgarter Straßenzeitugn Trott-war, aber auch die finde ich super. Für 2013 hatten sie z.B. auch einen Kalender gemacht, der mal die Geschichten hinter den Verkäufern erzählt hat, deren Wünsche, Lieblingsorte und -gerichte, ihr größtes Glück und Dinge, die ihnen wichtig sind. Das hat mich teilweise echt sehr berührt. Falls ihr es bisher noch nicht gemacht habt, ihr solltet euch die Straßenzeitung in eurer Nähe unbedingt mal anschauen :o)

Was ich ich aber eigentlich noch erzählen wollte, war die Titelgeschichte der Hinz&Kunzt-Ausgabe No.255, die mit den Worten Die Stadt als Hotel überschrieben war. Ab Juli soll die ganze Stadt zum Hotel werden. Das Einchecken kostet nichts, einzig seinen eigenen Wohnungsschlüssel muss man an der Rezeption abgeben. Dafür bekommt man den Wohnungsschlüssel eines anderen, der den Gast an einen unbekannten Ort irgendwo in Hamburg führt: "Der kann zu einem Neubaureihenhaus in Allermöhe gehören, zu einer Altbauwohnung in Eppendorf oder einem WG-Zimmer in Barmbek." - wie es im Artikel heißt.



So kann man dann bis zu 18 Tage Urlaub in der eigenen Stadt machen, raus aus den eigenen vier Wänden, hinein in einen anderen Stadtteil, den man so vielleicht noch nicht kannte. Klingt spannend, obwohl mir da schon ein wenig mulmig wäre, wenn ich jemand Fremdes einfach in meine Wohnung lasse - aber ist ja ähnlich wie bei Airbnb. Man kann den Besitzer des gemieteten Zimmers sogar kennen lernen. Dazu muss der Gast lediglich Halbpension buchen und schon kann er mit seinem Gastgeber ein nettes Abendessen genießen. Auch eine sehr nette Idee.

Initiator des ganzen ist der Hamburger Künstler Jan Holtmann, der diese Art von Hotel schon mal in Köln aufgebaut hat. Aber auch er ist gespannt auf die Reaktionen in Hamburg, denn voraussehen kann man das nicht. Zum Teil hat der Hotelbetrieb aber sogar schon angefangen: Es gab schon nette Abende im Hotel-Restaurant, das ständig wechselnd in verschiedenen Hamburger Privatwohnungen eingerichtet ist. Oder in der mobilen Hotelbar, die beispielsweise mal in einem Friseurladen eine außergewöhnliche Unterkunft fand. Jetzt im Juni soll es dann auch den Hotelball im Sozialkaufhaus Stilbruch in Bahrenfeld geben.

Nach allem was ich darüber jetzt schon gelesen habe, bin ich wirklich sehr gespannt, wenn es im Juli so richtig anläuft. Vielleicht schaffe ich es ja auch mal für einen Abend in der Hotelbar was trinken zu gehen :o)

Kennt ihr das Straßenmagazin in eurer Nähe? Wie gefällt es euch? Und würdet ihr einfach so euren Wohnungsschlüssel abgeben und für einen Urlaub in die Wohnung eines Unbekannten ziehen?

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